Bei der Reerdigung wird der Körper des Verstorbenen mithilfe von natürlichen Mikroorganismen in fruchtbare Erde verwandelt.
Derzeit noch ausschließlich in Schleswig-Holstein gibt es im Rahmen eines Pilotprojekts neben den bekannten Erd- und Feierbestattungen eine neue Bestattungsform: die Reerdigung. Das nachhaltige Prinzip dahinter stützt sich auf den natürlichen Kreislauf, dass ein sterbendes Lebewesen in der Natur wieder zu Erde wird. Um die gewünschte Zersetzung zu beschleunigen, legt man die verstorbene Person in einen „Kokon“ auf eine Schicht aus Stroh, Heu, Blumen und Aktivkohle und bedeckt sie danach auch mit dem Substrat. Nach dem Verschließen kommt dieser Kokon in ein „Wabe“ genanntes Gestell. Nach zehn Tagen darin stellt ein regelmäßiges sanftes Bewegen sicher, dass die entstehende Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt wird, zusätzlich findet eine durchgängige Belüftung statt.
Innerhalb von 40 Tagen zersetzen die Mikroorganismen im menschlichen Körper im Zusammenspiel mit den natürlichen Mikroorganismen des Substrats den Körper zu feiner Erde, die zurückbleibenden Knochen werden gemahlen und mit der Erde vermischt. In einem Tuch aus Naturfasern kommt die Erde dann in die ausgehobene Grabstelle und darüber Friedhofserde – im Anschluss kann man das Grab direkt bepflanzen und so neues Leben wachsen.
Bisher erlauben nur Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg eine Beisetzung von bei einer Reerdigung entstandener Erde. Die anderen Bundesländer sehen das Verfahren skeptisch, etwa wegen einer Verletzung der Würde des Verstorbenen. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben sich bereits klar dagegen ausgesprochen.