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Das englische Portal Untangle unterstützt Menschen dabei, ihr Leben nach einem schweren Verlust zu meistern. Dabei werden die Cross-Culture-Aspekte betont. So sollte die Art und Weise, Trauernden zu begegnen, deren kulturellen Hintergrund bzw. auch deren Glauben berücksichtigen. Auch wenn es sich beim Sterben und der Trauer über den Tod einer nahestehenden Person um universelle Erfahrungen handelt, kann der Umgang damit nämlich sehr unterschiedlich sein.
Trauernden Menschen zu begegnen, kann einander näherbringen, aber schlimmstenfalls zu tiefen Friktionen führen. Daher sollte Respekt das oberste Leitmotiv sein, gefolgt von der notwendigen Aufgeschlossenheit, sich mit dem kulturellen Kontext des Trauernden zu beschäftigen und insbesondere seinen Glauben zu respektieren.
Atheisten und Agnostiker
Gerade in Europa und Nordamerika sind viele Menschen keiner Religion zugehörig. Sie trauern zwar auf unterschiedliche Art und Weise, sehen den Tod aber als endgültig an. Entsprechend wird in der Regel das Leben mit dem Angehörigen gefeiert und die zurückliegende Verbindung gewürdigt. Daher sollte man die Kondolenz eher einfach und betont herzlich halten. Das kann geschehen, indem man etwa eine eigene Lieblingserinnerung teilt, Blumen schickt oder eine Karte, die Mitgefühl und Unterstützung ausdrückt. Botschaften wie diese eignen sich im Übrigen auch gut, wenn man religiöse Themen umgehen möchte.
Buddhismus
Buddhisten glauben, dass wir nach unserem Tod das Samsara oder die Reinkarnation durchlaufen und entsprechend unseren Gedanken und Handlungen des vorherigen Lebens wiedergeboren werden. Die Bestattungsbräuche sind zwar sehr unterschiedlich, haben aber alle etwas mit Frieden und Gelassenheit zu tun. Es empfiehlt sich, trauernden Familien weiße oder gelbe Blumen oder eine Spende für wohltätige Zwecke zu überreichen. Vermieden werden hingegen sollte alles Rote, da diese Farbe traditionell Glück symbolisiert. Das Beileid kann in einer Karte oder persönlich zum Ausdruck gebracht werden, indem etwa auf die vier vollkommenen Tugenden des Buddhismus Gleichmut, Liebe, Mitgefühl und Freude verwiesen wird.
Christentum
Christliche Traditionen rund um Tod und Trauer sind stets mit den jeweiligen lokalen Traditionen verwoben. Ein mexikanischer Katholik beispielsweise lädt vielleicht zu einer 48-stündigen Nachtwache mit Geschenken und Gebeten ein, während ein orthodoxer Äthiopier von seiner Gemeinde erwartet, vor einer abschließenden Feier an seinem vierzigsten Trauertag betreut zu werden. Da jedoch alle Christen ihren Glauben auf die Bibel gründen, können ein Vers oder ein Gebet für die geliebte Person oder eine einfache Botschaft der Freundlichkeit und Unterstützung in einer Karte immer eine echte Quelle des Trosts sein.
Hinduismus
Die meisten Hindus glauben, dass die Seele nach dem Tod in einem anderen Wesen wiedergeboren wird und dies abhängig vom Karma oder den Taten im vorherigen Leben. Trauernde tragen Weiß (niemals Schwarz) und erwarten einen offenen Sarg, der später eingeäschert wird. Der trauernden Familie können Blumen geschickt werden, aber keine Lebensmittel. Hindus halten eine 13-tägige Trauerzeit ab, in der Familie, Freunde und Gemeindemitglieder den Verstorbenen besuchen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die Anteilnahme lässt sich auf vielerlei Weise zum Ausdruck bringen, einfach auch durch eine herzliche Beileidsbekundung.
Islam
Muslime sehen den Tod als Übergang ins Jenseits an und die Beisetzung findet so schnell wie möglich nach dem Tod des Verstorbenen statt. Die Traditionen sind von Land zu Land und von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich, aber in der Regel vermeiden die Trauernden bunte Kleidung und Schmuck, drücken ihre Gefühle während der Beerdigung oder des Gebets in aller Stille aus und ziehen sich vorher immer die Schuhe aus. Anschließend kann man der trauernden Familie das Beileid aussprechen. Die Trauerzeit kann bis zu 40 Tage dauern. In dieser Zeit freuen sich die Hinterbliebenen oft über Blumen, Karten, Koranworte, Spenden und (Halal-) Lebensmittel.
Judentum
Viele jüdische Gruppen haben ihre ganz eigenen Trauertraditionen, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten wie beispielsweise, die Verstorbenen möglichst innerhalb eines Tages zu beerdigen. Es sollte vermieden werden, Blumen zu schicken. Bei der Beerdigung empfiehlt es sich, dunkle Kleidung zu tragen und mit der linken Hand einen kleinen Stein auf das Grab zu legen. Die meisten Familien halten die Shiwa ein. In diesen ersten sieben Tagen nach der Beerdigung sitzen die nahen Angehörigen eines Verstorbenen zusammen und trauern gemeinsam um ihn. Hierzu können Besucher (koschere) Essenskörbe schicken oder mitbringen. Eine von vielen Möglichkeiten, einer jüdischen Person sein Beileid auszusprechen, lautet: „Möge der Allmächtige euch trösten, zusammen mit den übrigen Trauernden Zions und Jerusalems.“
Weitere Informationen: https://untanglegrief.com